Anerkennungshaushalt
Viele Menschen glauben, dass sie mehr Anerkennung geben, als sie selbst erhalten. Dabei kommt es darauf an, Anerkennung auch als solche zu erkennen – zum Beispiel das Lächeln auf dem Gesicht des Gesprächspartners, die aufgehaltene Tür, das Nach-der-Meinung-gefragt-Werden.
Gehen Sie mal gezielt auf die Suche nach Hinweisen auf Wertschätzung oder Anerkennung, die Ihnen entgegengebracht wird. Und wenn Sie zu dem Schluss kommen „Das ist zu wenig“, dann holen Sie sich doch Ihre Lorbeeren, indem Sie die Menschen um Sie herum fragen, wie sie mit Ihrer Leistung zufrieden sind („Und? Das war aus meiner Sicht ziemlich gut. Was meinst du?“). Natürlich brauchen wir Menschen Feedback – aber wir sollten uns nicht vom Lob durch andere abhängig machen.
Für den Fall einer nicht-lobenden Führungskraft siehe Wenn das Lob ausbleibt.
Wie ist es um Ihren Anerkennungshaushalt bestellt?
-
Grundsätzliches
Kenne ich die größte Stärke jeder Kollegin bzw. jedes Kollegen? Halte ich mich an die Anerkennungsregel (Verhältnis Lob : Kritik = mindestens 3 : 1)? Achte ich ganz bewusst auf positive Leistungen? Verteile ich meine Anerkennung gerecht, ohne Lieblinge zu haben?
-
Anerkennung empfangen
Lächeln die meisten Menschen, wenn Sie mir zum ersten Mal an diesem Tag begegnen? Hat innerhalb der letzten 3 Wochen eine Kollegin/ein Kollege ein anerkennendes Wort für mich gefunden? Bin ich während der letzten 4 Wochen einmal von meiner Führungskraft gelobt worden?
-
Anerkennung geben
Habe ich mich heute schon selbst gelobt? Habe ich während des gestrigen Tages bewusst auf Dinge geachtet, die mich lächeln lassen? Habe ich während der letzten 5 Werktage jemanden (im Beruf) gelobt? Habe ich in den letzten 3 Wochen auch für Kolleginnen oder Kollegen ein anerkennendes Wort gefunden? Habe ich in den letzten 4 Wochen einmal bewusst etwas „Selbstverständliches“ anerkannt? Habe ich in den letzten 3 Monaten einmal meine eigene Führungskraft gelobt?
So bekommen Sie mehr Anerkennung
- Geben Sie (kleine) Schwächen zu. Das macht sympathisch und „nahbar“. Perfekt wirkende Menschen schrecken ab, auch wenn alle wissen, dass niemand perfekt ist.
- Machen Sie aus sich einen attraktiven Gesprächspartner: Aktives Zuhören, Empathie und Verständnis zeigen sowie ein offenes Ohr haben – all das ist wichtiger als tolle Ratschläge.
- Teilen Sie Ihre positiven Emotionen, zum Beispiel Ihre Dankbarkeit (für die erhaltene Unterstützung, den jüngsten Erfolg, die flotte Zusendung von Infomaterial, einer Lieferung o.Ä.).
- Bleiben Sie bescheiden. Protzen wirkt abschreckend, Bescheidenheit wirkt anziehend.
- Seien Sie bereit, Ihrerseits anderen einen Wertschätzungsvorschuss zu geben (also sogar dann, wenn Sie bei anderen Ablehnung oder Skepsis spüren): Suchen Sie Wertschätzendes an ihnen!
- Betonen Sie die Vorzüge von abwesenden Dritten, statt sich einer Lästerrunde anzuschließen. Bleiben Sie dieser Linie treu, auch wenn es zunächst so aussieht, als würden Sie mit Ablehnung bestraft.
- Sorgen Sie für Erfolge auch auf anderen Gebieten als der Arbeit. Bauen Sie möglichst viele Wertschätzungsquellen auf neben dem Job; der ist nur eine (potenzielle).
- Zeigen Sie sich, machen Sie sich sichtbar – nicht nur mit Ihren Leistungen oder Ihrer Einsatzbereitschaft, sondern auch als Mensch mit allen Emotionen (Pokerfaceträger erhalten weniger Wertschätzung).
- Ermuntern Sie auch andere, ihre Emotionen zu zeigen („Freut’s dich?“, „Mensch, ist doch klar, dass einen so etwas mitnimmt“). Wer uns in emotionalen Momenten nahe ist, den mögen wir auch danach.
- Und wenn die Wertschätzung in Form anerkennender Worte kommt: Lächeln Sie einfach. Sie brauchen nichts zu sagen. Einfach nur genießen und schweigen …