Sie sind hier:

Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung

Je besser Sie die Arbeitsbedingungen Ihrer Mitarbeitenden kennen, umso besser gelingt es Ihnen, die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden zu schützen. Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung hilft Ihnen zu ermitteln, wann Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind und welche Maßnahmen geeignet sind, gesundheitlichen Gefährdungen vorzubeugen.

Das Ziel der Gefährdungsbeurteilung ist, Belastungen bei der Arbeit zu identifizieren, Unfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen vorzubeugen und dadurch die Gesundheit und Motivation der Beschäftigten zu erhalten.

Gefährdungsbeurteilung ist gesetzlich vorgeschrieben

  • Laut Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) ist jeder Arbeitgeber ist zu einer Beurteilung der für die Beschäftigten mit ihrer Arbeit verbundenen Gefährdung verpflichtet.
  • Gefährdungen für das Leben sowie die physische und die psychische Gesundheit sollen möglichst vermieden werden, verbleibende Gefährdung sollen möglichst gering gehalten werden.
  • Um eine Gefährdung zu verhindern oder sie zu verringern werden Maßnahmen des Arbeitsschutzes abgeleitet.

Belastung ist nicht gleich Beanspruchung

Im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen werden ausschließlich die objektiven Bedingungen und Anforderungen der Tätigkeit erhoben. Es geht also nicht darum, die psychische Verfassung oder Gesundheit der Beschäftigten zu beurteilen.

  • Psychische Belastung ist die Gesamtheit aller äußeren Bedingungen und Anforderungen der Tätigkeit. Psychische Belastung zeigt sich in objektiven Faktoren, die tätigkeitsbezogen beschrieben werden können.
  • Psychische Beanspruchung ist die innere Reaktion des Einzelnen auf die psychische Belastung in Abhängigkeit von seinem aktuellen Zustand. Psychische Beanspruchung ist subjektiv und personenbezogen.

Gefährdung besteht, wenn durch die Belastung das Wohlbefinden einer Person gefährdet ist.

Quelle: DIN EN ISO 10075-1 (2017)

In welchen Bereichen Belastungen auftreten

Bestimmte Schlüsselfaktoren der Arbeit sind tätigkeits- und branchenübergreifend von besonderer Bedeutung für die psychische Gesundheit der Beschäftigten. Diese Schlüsselfaktoren können zu fünf Merkmalsbereichen zusammengefasst werden und im Sinne einer Checkliste genutzt werden: Wie ist es um die Belastungen ihrer Mitarbeitenden in den folgenden Bereichen bestellt?

  1. Arbeitsinhalt / Arbeitsaufgabe

    Vollständigkeit der Aufgabe, Handlungsspielraum, Abwechslungsreichtum, Informationsangebot, Verantwortung, Qualifikation, Emotionale Inanspruchnahme

  2. Arbeitsorganisation

    Arbeitszeit, Arbeitsablauf, Kommunikation/Kooperation

  3. Soziale Beziehungen

    KollegInnen, Vorgesetzte

  4. Arbeitsumgebung

    Physikalische und chemische Faktoren, Arbeitsplatzgestaltung, Arbeitsmittel

  5. Neue Arbeitsformen

    Räumliche Mobilität, atypische Arbeitsverhältnisse, zeitliche Flexibilisierung

Jede Tätigkeit bringt andere Anforderungen und Arbeitsbedingungen mit sich. Daher können psychische Belastungen in ganz verschiedenen Bereichen auftreten. Als Führungskraft ist es Ihre Aufgabe, diese spezifischen Belastungen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung zu berücksichtigen und anzusprechen. Mehr dazu lesen Sie in den Literaturtipps zur Vertiefung.

In 4 Schritten zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung

  1. Ermitteln und Bewertung Sie sämtliche mit der Arbeit verbundenen Gefährdungen Ihrer Mitarbeitenden. Gehen Sie dabei systematisch vor, beispielsweise indem Sie wissenschaftlich geprüfte Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung nutzen.
  2. Sie haben potenzielle Gefährdungen festgestellt? Legen Sie Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit Ihrer Beschäftigten fest.
  3. Bleiben Sie dran und stellen Sie sicher, dass die festgelegten Maßnahmen auch tatsächlich umgesetzt werden.
  4. Konnten die Gefährdungen verringert oder möglichst gering gehalten werden? Kontrollieren Sie, ob und welche Wirkung die Maßnahmen gezeigt haben.

Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung in Ihrem Betrieb

  • Sie möchten mehr über die Arbeitsbedingungen Ihrer Mitarbeitenden erfahren? Sprechen Sie Ihren Arbeitgeber, Betriebs-/Personalrät, Betriebsarzt oder Fachkraft für Arbeitssicherheit auf die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung an.
  • Sie sind selbst für Frage des betrieblichen Arbeitsschutzes zuständig und benötigen weiterführende Informationen oder Hinweise zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung? Nutzen Sie das kostenlose digitale Weiterbildungsangebot.

Für Profis zur Vertiefung

Montano, D., Reeske-Behrens, A. & Franke, F. (2016): Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt - Führung. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. ISBN: 978-3-88261-185-4. Online verfügbar.

…und speziell zu Führungsaufgaben bei der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung:

Janetzke, H. (2018): Treiber und Getriebene. Die Rolle des mittleren Managements im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung psychosozialer Belastungen und mögliche Unterstützungsansätze. Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung. ISBN: 978-3-86593-312-6. Online verfügbar.